Sonntag, 24. April 2011

Amassine – die Söhne des Lavendel

Heute verladen wir unser Gepäck auf Jeeps und los geht es in Richtung Vulkan. Unser Ziel ist das Berberdorf Amassine hoch oben in der Einsamkeit der Berwelt. Die wellige Hochfläche steigt langsam an, bedeckt von büschelartigem Bewuchs. In der spärlichen Vegetation weiden Schafherden – weiße und schwarze Punkte in der kargen Landschaft, die jetzt im Frühling mit einem Hauch von zartem Grün überzogen ist. Wie eine Mondlandschaft wirken die Hügel. In der Ferne leuchten die weißen Zacken des Jebel Toubkal, der mit seinen 4165 Metern der höchste Berg Nordafrikas ist.



Wir fahren an Safranfeldern vorbei, die Straße verwandelt sich in eine holprige Schotterpiste. Als wir das Bergdorf Amassine erreichen, sind es die Kinder, die uns als erste begrüßen. Zuerst vorsichtig, dann schon mutiger und aufgeregt kichernd begleiten sie uns Fremde zu unserem Haus, in dem wir untergebracht sind.



Alles, was man im Herzen fühlt,
findet im Gesicht seinen Ausdruck.

Shibata Kyúó


Wir sind hier in diese entlegene Berggegend herauf gefahren, weil wir die Teppichproduktion von Amassine kennenlernen wollen. „Die Söhne des Lavendel“ nennt sich ein Projekt, das von unserem Reiseleiter Prof. Wilfried Stanzer ins Leben gerufen wurde und mit viel Einsatz betreut wird. Es gibt heute einem Großteil des Dorfes, besonders den Frauen Arbeit und erhält die traditionelle Teppichkunst der Berber am Leben.  Wir erfahren von den unzähligen Arbeitsschritten, die notwendig sind, um die schönen Wollteppiche in ihren herrlichen Naturfarben zu erzeugen.


Indigo: In der frischen Luft verwandelt sich das Grün rasch in ein zauberhaftes Blau.

Wir genießen die Gastfreundschaft der Leute von Amassine und verbringen eine klirrend kalte Nacht in absoluter Stille unter dem blinkenden Sternenhimmel.
Am nächsten Morgen wandern wir in das Weltenschöpfungstal hinauf zu den Flanken des Vulkans. In dem grünen Hochtal wachsen hier in einer Höhe von 2400 Metern Apfelbäume, die in herrlicher Blüte stehen. Der Talschluss umrahmt in mächtigen, hoch aufgetürmten Felsblöcken den saftigen Wiesenboden, der gerade in unzähligen Pölsterchen zu blühen beginnt. Dohlen jagen durch die Lüfte – ihre übermütigen Schreie klingen wie Pistolenschüsse in der Stille des Tales. Im blitzblauen Himmel kreist ein Adler.


Als wir am Ende unserer Wanderung das Sommerdorf von Amissine erreichen, ist für uns ein leckeres Mittagsmahl auf der Wiese bereitet. Die Dorfleute haben die herrlichen Teppiche herauftransportiert und sie auf den schwarzen Vulkanfelsen und in der grünen Wiese platziert. Stimmungsvoller kann man diese Schönheiten nicht präsentieren!


Jeder hat seinen Lieblingsteppich gefunden!

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